Full text loading...
This essay explores the concept of the relation between knowledge and belief in the Christian tradition from its beginnings to modern times. The ambivalent relationship of Christians to pagan theorising is presented and the application of Aristotelian methods of proof and in particular the axiomatics established in ancient mathematics to prove Christian beliefs is critically discussed. It is shown how Christian authors sometimes consciously or unconsciously undermine epistemological rules in order to elevate faith above knowledge and scientific insight. The passages in Origen’s work in which mathematical and above all geometrical axioms are used to describe ethical and theological contexts and thus to a certain extent to establish faith are then discussed in particular detail.
AbstractDer vorliegende Aufsatz geht dem Verständnis der Beziehung von Wissen und Glauben in der christlichen Tradition von ihren Anfängen bis in die Neuzeit nach. Dabei werden das zwiespältige Verhältnis der Christen zur paganen Theoriebildung dargestellt und die Anwendung aristotelischer Beweismethoden, insbesondere der in der antiken Mathematik aufgestellten Axiomatik, zum Beweis von christlichen Glaubensinhalten kritisch besprochen. Es wird aufgezeigt, wie mitunter von christlichen Autoren erkenntnistheoretische Regeln bewusst oder unbewusst unterlaufen werden, um den Glauben über Wissen und wissenschaftliche Erkenntnis zu erheben. Besonders eingehend werden dann die im Werk des Origenes verteilten Passagen besprochen, in denen mathematische und vor allem geometrische Axiome zur Beschreibung ethischer und theologischer Zusammenhänge und somit in gewissem Maße zur Grundlegung des Glaubens benutzt werden.